Living Rooms


Verein zur Förderung städtischer Wohnkultur

Wir bepflanzen unsere Schule

PROJEKT | Jänner – Juli 2021 | LIVING ROOMS | Graz | in Kooperation mit der Volksschule Peter-Rosegger | unterstützt von Architekturstiftung Österreich

„Wir bepflanzen unsere Schule“ war eine vielseitige und freudvolle Erfahrung mit den Kindern der 2b Klasse der VS Peter-Rosegger im Sommersemester 2021. Nach anfänglichen Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen konnten ab Ende Februar erste Präsenztreffen und Exkursionen stattfinden.

Die Zeit der beschränkten Kontaktmöglichkeiten zu Semesterbeginn konnte für Experimente, die in der Schule vom LehrerInnen-Team durchgeführt wurden, genutzt werden und unterstützte die Kinder dabei, sich der Projektidee anzunähern. Zudem wurde mit Einbindung digitaler Medien eine Überbrückung geschaffen.

Experimente
Um auf das Thema Pflanzen und Natur einzustimmen wurden mit den Kindern kleine Experimente ausprobiert, die sie mit Anleitungen und ihren Lehrerinnen selber umsetzen durften: Erstellen einer Kartoffelbatterie, Messen ob Strom in einer Zitrone steckt, es wurden auch Tonabdrücke von Blättern gemacht und themenbezogene Memories halfen bei der Heranführung ans Thema.

Park Schloss Eggenberg
Am 12.03.2021 konnte dann die erste Exkursion stattfinden. Bei noch winterlichen Temperaturen machten sich die Kinder von der Schule auf den Weg zum Schloss Eggenberg zu erreichen. Der Weg, etwa ist zu Beginn gesäumt von Hecken und Bäumen, von Kletterpflanzen auf Zaunpfählen, von Gärten mit unterschiedlichem Bewuchs und wurde dazu genutzt, die Kinder anhand von Aufgaben aufmerksam für die natürlich Umgebung zu machen. Mit einer Handy-App („Actionbound“), mit der das LehrerInnen-Team vom Projektteam ausgerüstet wurde, konnte einer Fragestellung nach der anderen, wie bei einer Schnitzeljagd, nachgegangen werden. So wurden lateinische Namen von Bäumen gesucht, Auf den Baumkataster in Graz aufmerksam gemacht, Rätsel um die tierischen BewohnerInnen von Hecken gelöst und vor allem auf die unterschiedlichen Formen von Vegetation aufmerksam gemacht.

Die Kinder kamen also schon mit einem Schatz von Eindrücken und Beobachtungen im Park des Schloss Eggenberg an und berichteten begeistert von den erledigten Aufgaben. Sie hatten Vögel beobachtet, die sich deutlich hörbar in den Hecken aufhielten, niedrig- und hoch-wachsende Pflanzen wahrgenommen, hatten erste blühende Frühlingsboten gefunden und immergrüne Kletterpflanzen und Licht- und Schattenblätter des Efeus entdeckt.

Im Park konnten weitere Eindrücke und Erkenntnisse gewonnen werden. Kletterpflanzen klettern auf unterschiedliche Weise, manche Pflanzen sind immergrün, Efeublätter weisen je nach Ausrichtung zum Licht verschiedenartige Blätter auf.  Es gibt sehr unterschiedlich wachsende Pflanzen, niedrige, krautige Pflanzen, Stauden, die jedes Jahr wiederkommen. Einige blühen schon im ausgehenden Winter, Bäume zeigen sehr unterschiedliche Wuchsformen und Größen, so fühlt es sich an unter einer Trauerweide zu stehen.

Die Kinder wurden aufmerksam auf die Vielfalt und Unterschiedlichkeit von Pflanzen, sie erlebten, dass Pflanzen auch wichtige Lebensräume für Tiere sind und dass sie Oberflächen „gestalten“ und Räume bilden und wie Dächer sein können.

Der eigene Schulhof
Nach dem Besuch von Grünräumen in Graz bei denen auch Pflanzen gesammelt werden durften und gemeinsam ein Herbarium angelegt wurde, wurde auch der eigene Schulhof begutachtet. Neben einem asphaltierten Hof gibt es einen großen grünen Pausenbereich rund um das Schulgebäude. Dort ist eine große kurzgehaltener Wiesenfläche, einigen hochstämmige Bäume und ein kleiner Hügel. Die Kinder konnten dort ausschwärmen und jede / jeder eine Pflanze auswählen, die sie / er den anderen Kindern der Klasse zeigen wollte. Dabei war den Kindern klar, dass sie die Pflanzen nicht ausreißen, sondern dass alle gemeinsam die Pflanze an ihrem Standort besuchen sollten. Mit großer Begeisterung und viel Liebe zum Detail zeigten sich die Kinder gegenseitig die ausgewählten Pflanzen. Dabei konnten in der Gruppe die Pflanze bestimmt und ihre besonderen Standortbedingungen, wie z.B. Schatten, feuchte Umgebung oder sonniger und trockener Platz, Nachbarpflanzen, besprochen werden. Interessant war es zu erleben, dass die Kinder auch die angrenzende Privatgärten beobachteten und Vergleiche mit ihrem Schulhof anstellten. Dabei ließ sich sehr deutlich ausmachen, dass Gärten und Grünflächen generell sehr unterschiedlich gestaltet sein können. Einige bieten vielen unterschiedlichen Pflanzen Platz, in manchen dürfen die Pflanzen sogar ein bisschen „wild“ sein. Einige Kinder wünschten sich die Gärten betreten zu können, um die „Verstecke“ und Unterschlupfe genauer inspizieren zu können, die ihnen sehr gut gefielen.

Anschließend war die Fantasie und die Erfahrung der Kinder gefragt, als es darum ging, in dem asphaltierten Hofgelände nach Möglichkeiten für eine Bepflanzung zu suchen. In Kleingruppen schlug jedes Kind einen Ort vor, an dem mehr Grün sein sollte und eine oder mehrere Pflanzen wachsen könnten. Dabei achteten die Kinder sehr genau darauf, dass die Pflanze dort genug Raum für Ihre Wurzeln und Wasser bekommt. Viele wünschten sich Kletterpflanzen, die eine Art Pergola emporwachsen, um die Fenster abzuschatten. Einen separat stehenden Müllraum im Zugangsbereich zum Hof wollten die Kinder beranken lassen und mit blühenden Blumen umgeben. Den hohen Zaun rund um das Sportfeld stellten sich die Kinder vollständig begrünt vor.

Die Kinder erhielten die Aufgabe, bis zum nächsten Workshop ihre Ideen für einen grüneren Schulhof zu zeichnen.

Seedballs und Herbarium
Um einen aktiven Beitrag zu mehr Grün in ihrer Schule zu leisten, stellten die Kinder mithilfe einer Videoanleitung selbst kleine Samenkugeln (seedballs) her. Diese warfen sie auf das Flachdach des Gebäudeteils, dass ihrem Klassenzimmer gegenüberliegt. Einige Wochen später wurden sie  mit dem Blick auf ein bunt blühendes Flachdach belohnt. Sie setzten auch Samen in kleinen Töpfchen ein und konnten beobachten wie die Pflanzen wachsen und wie die verschiedenen Wuchsformen ausschauen. Unter den Samen waren auch Kletterpflanzen.

Wertschätzungsgarten
Eine weitere Exkursion führte in den Wertschätzungsgarten in Graz, dieser Garten wurde 2020 im Rahmen des Wertschätzungszentrums Lend neu gestaltet, wird von der Natur.Werk.Stadt als naturnaher Garten gepflegt und soll Generationen verbinden und ein konstruktives Miteinander fördern. In einem Stationenbetrieb konnten die Kinder dort viel Natur, hautnah in der Stadt erleben. Die Wertschätzungsstationen, die sich alle mit den Verbindungen zwischen Natur und Wertschätzung auseinandersetzen wurden ausprobiert und die Kinder hatten großen Spaß am gemeinsamen Erleben im Garten. Es wurden Pflanzen eingesetzt und kleine Gartenreisen unternommen, der Brunnen ausprobiert, Natur-Bingo gespielt indem Naturmaterialien gesammelt wurden und wiederum ging es darum Eindrücke zu sammeln und die Wahrnehmung der Kinder zu schärfen. Zudem setzten die Kinder für jede Klasse in der Schule eine Pflanze in eine Tasse oder ein Glas. Diese Gefäße wurden beschriftet und als besondere Wertschätzung von den Kindern dann in allen Klassen als Begrünung in der Schule überreicht und verteilt. Die Freude war bei allen Klassen und der Direktorin groß und so erfuhr auch die ganze Schule von dem Projekt und die Kinder konnten das bisher Erlebte mit anderen teilen.

green.LAB Graz
Die Exkursion zum green.LAB Graz im Juni demonstrierte den Kindern konkrete Bauwerksbegrünungen auf einem Holzgebäude in der Smart City in Graz. Das green.LAB Graz wurde dort im Jahr 2019 auf einer Brachfläche als Zwischennutzung errichtet und ist von einem Stadtteilgarten umgeben, der NachbarInnen zum Mitgarteln einlädt. Es richtet sich mit Informationen über Klimawandelanpassung von Städten durch Begrünung und die Möglichkeit, Bauwerksbegrünungen hautnah zu erleben, sowohl an die BewohnerInnen im städtischen Umfeld als auch an Bauträger, Investoren, städtische Abteilungen und PlanerInnen.

Die Kinder der VS Peter Rosegger erlebten das green.LAB Graz als eine grüne Oase inmitten von lauten und staubigen Baustellen. Bei der Begehung des Geländes lernten sie die verschiedenen begrünten Flächen kennen: eine im Kistensystem begrünten Süd- und Nordwand, eine mit Rankpflanzen bewachsenen Fensterfront, ein semiintensiv und ein extensiv begrüntes Dach, eine aus großen Trögen heraus bewachsene Pergola mit einer Photovoltaikanlage und einen vollständig bewachsenen Gerüstturm, der als Aussichtsturm dient. Der umliegende Stadtteilgarten bietet eine Vielzahl von Nutz- und Blühpflanzen, teilweise in Hochbeeten, Platz. Eine große Terrasse lädt BesucherInnen und Workshopgruppen ein, mitten in der Stadt im Grünen zu verweilen.

Die Kinder machten sich auf eigene Faust auf dem Gelände auf den Weg, um nach Naturmaterialien oder für sie neuartige oder unbekannte Dinge zu suchen. Anschließend stellten sie sich ihre Fundstücke gegenseitig vor. Sie hatten Steine, Eidechsen, Müll, große Pflanzen, die in Töpfen wachsen, ein besonderes Pflanzenlicht, eine begrünte Innenwand und vieles mehr entdeckt. Während des Vormittags hatten sie Gelegenheit Insektenhotels zu bauen und einen Wasserfilter zusammenzustellen, um aus schmutzigem Wasser sauberes zu machen. Bei einer Malstation konnten sie die Tiere auf dem Gelände zeichnerisch festhalten. Ein Highlight war der Aufstieg auf den „Dschungelturm“, den jedes Kind einzeln hinaufklettern konnte und der mit einen Blick in die von Baustellen geprägte Umgebung und auf die begrünten Dächer des green.LAB belohnt wurde.


Reflektio
n
Ein wesentlicher Programmpunkt war die Vorstellung der Zeichnungen der Kinder zur Begrünung ihrer Schule. Jedes Kind hatte ihre bzw. sein Bild mitgebracht und beschrieb die Ideen für einen grüneren Pausenbereich und ein grüneres Schulgebäude. Viele der Ideen, die die Kinder mitgebracht hatten, konnten sie im Zuge des Projektes schon direkt erleben, egal ob im green.LAB, im Wertschätzungsgarten oder bei den anderen Exkursionen. Dazu gehörten Hochbeete, Kletterpflanzen an der Fassade und an einem Gerüst, bunte Blühwiesen und grüne Dächer. Gemeinsam wurde überlegt, warum die Begrünungen sinnvoll sind, wie und wem sie nützen. Sie machten sich bewusst, dass Pflanzen Lebensraum und Futterquelle für viele verschiedene Tiere sind, dass Pflanzen ihre Umgebung kühlen und befeuchten und damit Hitze in der Stadt entgegenwirken. Bäume und Kletterpflanzen, z.B. auf einer Pergola, spenden Schatten und schaffen unter sich angenehme Aufenthaltsflächen. Dort wo Pflanzen wachsen ist der Boden „offen“, d.h. nicht versiegelt und kann z.B. bei Starkregenereignissen einen Teil des Niederschlagswassers aufnehmen und entlastet damit die Kanalisation der Stadt.

Die vielen Exkursionen im Zuge des Projektes machten deutlich, dass auch in einer dicht verbauten Stadt und auf kleinem Raum vielfältige Begrünungen möglich sind und die Lebensqualität steigern.

Zum Abschluss vieler kleiner und größerer Aktivitäten im Rahmen des Projekts „Wir bepflanzen unsere Schule“ – Exkursionen, Workshops, Experimente – ging es darum, sich nochmals gemeinsam zu erinnern, was alles erlebt und erfahren wurde. In einer ausführlichen Reflektionseinheit sammelten die Kinder ihre besonderen Erlebnisse und neuen Erkenntnisse, das was Spaß gemacht hatte und was sie sich mitnehmen. Was bleibt, ist auf jeden Fall der Wunsch und die Gewissheit, dass die eigene Schule noch grüner sein könnte und dass es Vorbilder gibt, die zeigen, dass grüne Gebäude und vielseitige Gärten keine Utopie sind.

Projektzeitraum: Februar – Juni 2021
Schule: geplant Volksschule Peter Rosegger , Graz
Direktorin: Frau Sabine Reß
Klasse: 2b, Integrationsklasse 23 Kinder, 8 Mädchen, 15 Buben
LehrerInnen: Birgit Grassl(Volksschullehrerin), Daniel List (Sonderschullehrer)
Ort der Umsetzung: Volksschule Peter Rosegger , Graz Stadt
Projektumsetzung:        Mag.a Daniela Zeschko, DIin Franziska Schruth

Zurück zur Übersicht